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Bericht  ·  13. April 2025

Jüdischer Friedhof Salzkotten

Grabstein links (Aser Cohn +1863): Zum Segen ausgebreitete Hände (Priesterlicher Stamm Aarons). Grabstein rechts (Mendelchen Blumenkohl +1872): Traditionelle Form der Gesetzestafeln „Wer Vater und Mutter ehrt, lebt über das Grab hinaus.“
Grabstein links (Aser Cohn +1863): Zum Segen ausgebreitete Hände (Priesterlicher Stamm Aarons). Grabstein rechts (Mendelchen Blumenkohl +1872): Traditionelle Form der Gesetzestafeln „Wer Vater und Mutter ehrt, lebt über das Grab hinaus.“

Impressionen zu einer bemerkenswerten Führung, die am Samstag, 12. April 2025 stattfand.

 

Großer Andrang beim Rundgang über den jüdischen Friedhof.

 

Damit hatte der Verein Judentum in Salzkotten e.V. nicht gerechnet. An die 70 Besucherinnen und Besucher kamen am Samstag zur öffentlichen Führung über den jüdischen Friedhof an der Schützenstraße in Salzkotten. Vor genau 85 Jahren, im April 1940, wurde dort mit der Beisetzung von Simon Grünberg die letzte Beerdigung vorgenommen.

 

„Ich lebe nun schon fast 60 Jahre in Salzkotten, aber hier auf diesem Friedhof war ich noch nie“, erklärte ein Teilnehmer, sichtlich berührt von der gepflegten Ruhestätte der Toten. Im Sonnenlicht des Samstagnachmittags schien der Friedhof manch einem wie ein Ort des Friedens. Harmonisch geordnete Grabsteine, Moos und Efeubewuchs, langgestreckte Rasenstücke. 

 

Von der nicht immer friedlichen Geschichte erzählte lebendig die 1. Vorsitzende des Vereins, Elisabeth Kloke-Kemper: „Der älteste Friedhof der jüdischen Gemeinde lag neben der Mühle auf der linken Seite der Heder.“ Er wurde 1937 zwangsveräußert. Der jüdische Friedhof am Schützengraben sei 1827 angelegt worden. Er zeige noch heute deutliche Spuren der Zerstörung.

 

Zunächst einmal sei für Juden der Friedhof ein „beth olam“, ein „Haus der Ewigkeit“, erklärte die Vorsitzende. Gott als Schöpfer allen Lebens vergesse auch die Toten nicht. 

Die jüdische Kultur und Frömmigkeit lasse sich gut anhand der 84 Grabsteine erklären. So sei der Grabstein Aser Cohns mit einem Bild der segnenden Hände geschmückt, ein Hinweis auf die von Aaron abstammende Priesterschaft. Der Stein von Julius Goldschmidt zeige eine Kanne, ein Hinweis auf den Stamm der Leviten, deren Aufgabe es war, vor dem Priestersegen die Hände des Priesters mit Wasser zu übergießen. Viele Grabmäler sind mit Bibelzitaten versehen. Kleine Chanukka-Leuchter könne man auf Frauengrabsteinen erkennen. Sie deuteten auf das Anzünden der Sabbatkerzen als einem der drei Frauengebote hin. Häufig ist auch das Hexagramm des Davidsterns abgebildet. Es verweise auf die 12 Stämme Israels (12 Ecken), die sechs Schöpfungstage und die enge Verzahnung von Mensch und Gott. 

 

Die Grabsteine hätten sowohl hebräische als auch deutsche Schrifttexte, referierte Kloke-Kemper weiter. Auf zahlreichen Steinen und Platten seien die sogenannten Rahmenformeln „Hier ruht in Gott“, sowie „Seine/Ihre Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens“ abgebildet. Die Grabmäler auf den jüdischen Friedhöfen in Westfalen würden eher nüchtern wirken und mit nur sparsamen Schmuckelementen versehen sein. Gleichwohl wären auf dem hiesigen Friedhof einige sehr qualifizierte Steinmetzarbeiten anzutreffen. 

 

„Das ist große Kultur im Kleinen“, formulierte eine Teilnehmerin spontan. Zahlreiche Besucher hatten Nachfragen. Und es wurde deutlich, dass so mancher wohl im Kopf oder im Herzen (s)eine kleine Geschichte mitgebracht hatte. Denn lange verweilten die Besucher einzeln und in Gruppen vor dem ein oder anderen Grabmal und gingen in die Stille.  

 

Wegen der Größe der Gruppe waren manche Teile der Ausführungen nicht gut zu verstehen gewesen, wurde kritisch angemerkt. „Da lernen wir hinzu“, sagte Kloke-Kemper. „Das war ja das erste Mal, dass wir eine solche öffentliche Führung angeboten haben. Ich bin etwas überwältigt von der großen Resonanz.“ 

 

Anm.: 

1) Weiterführende kurze Hinweise zum Friedhofsareal finden sich auf der Internetseite des Vereins für Judentum in Salzkotten e.V. http://www.judentum-in-salzkotten.de/Friedhof/friedhof.html

2) Eine ausführliche (auch fotographische) Darstellung inkl. Hintergrundinformationen zum Friedhof liefert das sehr gute Buch „Ausgelöscht. Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Salzkotten“ von Bernd Wacker und Prof. Marie-Theres Wacker, hrsg. 2002, hier das Kapitel „Beth olam – Die jüdischen Friedhöfe in Salzkotten und Niederntudorf“, S. 161 bis 279. Es ist über Antiquariate bzw. direkt beim Verein noch erhältlich. (mail@judentum-in-salzkotten.de)

3) Gute Informationen rund um das Thema „Jüdische Bestattung“ finden sich im gleichnamigen Wikipediabeitrag.https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Bestattung

4) Bernd Wacker hat im „Historischen Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe“, hrsg. von Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski, Münster 2013, jüdisches Leben im "Ortsartikel Salzkotten" detailliert beschrieben, S. 680–689, hier vor allem interessant die Seiten 683/684. https://www.lwl.org/hiko-download/OA_DT/Salzkotten_(Wacker)_680-689.pdf



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Ägidius Engel

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(Dipl.-Theol. Dipl.-Päd,)

 

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Ägidius Engel bei einem Vortrag zu Romano Guardini im Okt. 2023 im Mutterhaus der Franziskanerinnen von Salzkotten © Foto: privat
Ägidius Engel bei einem Vortrag zu Romano Guardini im Okt. 2023 im Mutterhaus der Franziskanerinnen von Salzkotten © Foto: privat
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